Reichen Sie jetzt Ihre Bewerbung ein!
Klicken Sie hier

Die Gewinner des Luxembourg Art Prize

Die Laureaten des Luxembourg Art Prize 2023

Die Gewinner der 9. Ausgabe des Luxembourg Art Prize sind Künstler aus Japan, Frankreich und Deutschland:

1. Preis: Naoko Sekine (直子 関根), Japan
2. Preis: Fred Kleinberg, Frankreich
3. Preis: Ulla Hase, Deutschland & Belgien

Zusammen teilen sich die Gewinner das für die Ausgabe 2023 vorgesehene Preisgeld. Diese Summe beträgt 35.000€ (ungefähr US$38.000) und wird nach ihrem vom unabhängigen Jury festgelegten Ranking verteilt. Sie gewinnen jeweils 20.000€, 10.000€ und 5.000€.

Naoko Sekine (直子 関根), 1. Preisträgerin des Luxembourg Art Prize 2023

▸ Naoko Sekine (直子 関根) wurde 1977 in Tokio, Japan, geboren. Im Jahr 2023 ist sie 46 Jahre alt. Sie lebt und arbeitet in Chiba, Japan.

Künstler, die sie inspirieren, sind Cy Twombly, Gerhard Richter, James Turrell, Jasper Johns, Mark Rothko, Piet Mondrian, Sol LeWitt, Matsutani Takesada (Mitglied der Gutai-Gruppe), Kishio Suga (Mitglied der Monoha-Gruppe), El Anatsui und Steve Reich.

Sie gewinnt den Betrag von 20.000€, der dem 1. Preis entspricht, sowie die Glückwünsche des Museums und der Jury-Mitglieder. Sie ist frei, dieses Geld nach Belieben zu verwenden.

"Ich habe lange über Landschaften nachgedacht, sie als einflussreiche Entitäten betrachtet, anstatt nur als einfache Raumausdehnungen. Unsere moderne Welt wird vom Menschen geformt, sie ist voll von Bildern und absichtlichen Räumen. Landschaften entstehen zuerst im Geist, beeinflusst von Architektur und Linien. Sie integrieren innere und äußere Elemente und verknüpfen Bewusstsein und Umgebung. Meine künstlerische Schöpfung erforscht diese komplexe Beziehung, indem sie sensorische Erfahrungen malt und versucht, die Bedeutung der Malerei durch Bewusstsein und Struktur zu erweitern. Mein künstlerisches Konzept ist inspiriert von der japanischen Puppenspielkunst Bunraku und der Musik von Steve Reich, indem es unabhängige Elemente zu einem Bild verknüpft. Dieser Prozess wird auch von meinen Besuchen in prähistorischen Höhlen in Frankreich inspiriert. Heute suche ich nach abstrakteren Schöpfungsmustern, erforsche die zugrunde liegende Struktur und eröffne neue visuelle Perspektiven. Meine jüngste Arbeit ist von New York inspiriert, wo ich entdeckt habe, dass städtische Landschaften auf Linien und Farben reduziert werden können, um verborgenen Reichtum hervorzurufen. Meine Serie MirrorDrawing vereint Malerei, Gesso und Keramik, um faszinierende reflektierende Oberflächen zu schaffen, die die Umgebung und die Wahrnehmung des Betrachters widerspiegeln. Ich plane auch, in der Zukunft farbige Spiegelarbeiten zu erkunden."

Ausgewähltes Werk:
« Mirror Drawing-Straight Lines and Nostalgia » (« Spiegelzeichnung - Gerade Linien und Nostalgie »), 2022, Bleistift und Gouache auf Holz, 294,5 x 294,5 cm (116 x 116 Zoll)

Beschreibung:
Während meiner Reise in die Vereinigten Staaten im Jahr 2017 wurde ich von der städtischen Landschaft New Yorks inspiriert und habe dieses Werk geschaffen, indem ich darüber nachdachte, dass Mondrians Kompositionen in Wirklichkeit Landschaften sind. Die Landschaften amerikanischer Städte sind durch gerade Linien und rationale Trajektorien gekennzeichnet, die ein Gefühl von Linearität erzeugen, weit entfernt von den europäischen und japanischen Landschaften mit ihren historischen Schichten und bewussten Tiefen. Dieses Gefühl hat sich in reduzierten und gereinigten Elementen verwandelt, die an Mondrians Werke erinnern, bestehend aus weißen Flächen, schwarzen Linien und Primärfarben. Mondrian hat sogar das Wort "New York" in den Titel einiger seiner Werke aufgenommen, was vielleicht eine Nostalgie für die linearen Elemente andeutet.

Dieses Werk besteht aus neun unterschiedlich großen Paneelen, die physische Linien bilden, die auch Linien im Bild sind. Die Erinnerungen an Mondrians Gemälde und die Landschaft New Yorks haben diese Komposition geformt. Die Linien werden mit Bleistift gezogen und dann mit Keramik poliert, wodurch eine reflektierende Oberfläche entsteht, in der sich die Umgebung und die scharfen Linien der Zeichnung spiegeln. Dieser Effekt erzeugt ein geisterhaftes Bild, das sich mit der Komposition vermischt.

Dieses Stück ist Teil der Serie MirrorDrawing. Die Paneele werden mit Gesso vorbereitet, dann werden Schichten von Gouache aufgetragen, bevor das Zeichnen mit Bleistift hinzugefügt wird. Durch Polieren mit Keramik wird die Oberfläche glänzend, reflektiert Licht, Zuschauer und Bewegungen der Umgebung. Je nach Blickwinkel kann sie sogar ein metallisches Aussehen annehmen. Farbtupfer sind in dem Werk vorhanden, sie treten allmählich hervor und vermischen sich mit den farbigen Reflexen und der Unschärfe des Bildes.

Ich plane, in Zukunft weitere Werke mit farbigen Spiegeln zu erforschen.

Fred Kleinberg, 2. Preisträger des Luxembourg Art Prize 2023

▸ Fred Kleinberg wurde 1966 in Paris, Frankreich, geboren. Er ist 2023 57 Jahre alt. Er lebt und arbeitet in Paris, Frankreich.

Die Künstler, die ihn inspirieren, sind Anselm Kiefer, Caravaggio, Diego Velázquez, Francisco Josè de Goya, Georg Baselitz, Miquel Barceló und Oskar Kokoschka.

Er gewinnt den Betrag von 10.000€, entsprechend dem zweiten Preis, sowie die Glückwünsche des Museums und der Jury-Mitglieder. Er ist frei, dieses Geld nach Belieben zu verwenden.

"Seit drei Jahrzehnten pflege ich eine figurative Kunst in Malerei und Zeichnung und stelle sie weltweit aus. Fasziniert von sozialen Phänomenen, untersuche ich die Auswirkungen des Privaten auf unsere Verfassung. Meine Reisen bereichern meine Überlegungen und meine Schöpfung, die sich in thematischen Serien strukturiert. "Odyssee" (2016/2017) erforscht Exil und Migration, basierend auf Erfahrungen in Flüchtlingslagern. "We can be heroes" (2019-2021) hinterfragt Heldentum durch eine Galerie inspirierender Porträts. Schließlich widmet sich "Red situation" (2022/2023) den Grenzen zwischen Innen und Außen und beleuchtet Urbanität und Isolation im Lichte der Quarantäne, wobei Rot als vorherrschende Farbe mit Symbolik verwendet wird."

Ausgewähltes Werk:
„Mars“, 2023, Ölgemälde auf Leinwand, 130 x 197 cm (51 x 78 Zoll)

Beschreibung:
Das Gemälde mit dem Titel "Mars" ist ein Ölgemälde aus dem Jahr 2023, das Teil meiner neuen Serie ist, die sich mit den Themen der Mehrdeutigkeit und der Grenzen zwischen Innen und Außen auseinandersetzt. Diese Serie stellt Urbanität und Isolation in einer postmodernen Meta-Erzählung dar, beeinflusst durch verschiedene Aspekte der Einschränkungen während der COVID-19-Pandemie.

Das Bild, ebenso wie die gesamte Serie, ist von der Farbe Rot durchdrungen, die eine zentrale Rolle einnimmt. Im Westen war Rot die erste Farbe, die von der Menschheit gemeistert wurde, was sie zu einem emblematischen Farbton macht, reich an materieller, sozialer, künstlerischer, traumhafter und symbolischer Bedeutung.

Mars wird oft als der "Rote Planet" wegen seiner rot-orangefarbenen Tönung am Himmel bezeichnet. Diese Farbe veranlasste die Griechen und Römer der Antike, ihn nach ihrem Kriegsgott zu benennen, wegen seiner Ähnlichkeit mit Rot, und etablierte so eine historische und kulturelle Verbindung, die bis heute andauert.

Ulla Hase, 3. Preisträgerin des Luxembourg Art Prize 2023

▸ Ulla Hase wurde 1966 in Kiel, Deutschland, geboren. Im Jahr 2023 ist sie 57 Jahre alt. Sie lebt und arbeitet in Brüssel, Belgien.

Die Künstler, die sie inspirieren, sind Agnes Martin und Anni Albers.

Sie gewinnt einen Betrag von 5.000€, der dem 3. Preis entspricht, sowie die Glückwünsche des Museums und der Jury-Mitglieder. Sie kann dieses Geld nach Belieben verwenden.

"Meine künstlerische Arbeit ist das Ergebnis einer Verschmelzung von Materialien, Gedanken und Handlungen, die ihre Natur und Intensität erforschen. Durch Linien auf Papier verknüpfe ich Vergangenheit und Gegenwart und verändere meine Wahrnehmung. Meine Kunst liegt in den handelnden Gesten und sich entwickelnden Materialien, eine Betrachtung, die den gesamten Körper einbezieht. Mein ausgewähltes Werk, "Ohne Titel" (2019), ist ein Beispiel für dieses transparente und komplexe Geflecht, ausgeführt mit einem Pilot G-2 Stift auf satiniertem Arches-Papier, in einem Holzrahmen eingerahmt und weiß bemalt."

"Ohne Titel", 2019, Pilot blauer Kugelschreiber G-2 auf satiniertem Arches, 114,5 x 125,7 cm (45 x 50 Zoll).

Die Laureaten des Luxembourg Art Prize 2022

Die Laureaten der 8. Ausgabe des Luxembourg Art Prize sind Künstler aus Frankreich, der Türkei, Deutschland und Spanien:

1. Preis: Ilann Vogt, Frankreich
2. Preis: Sema Maskili, Türkei
3. Preis: Evelyn Hellenschmidt, Deutschland & Spanien

Gemeinsam teilen sich die Laureaten die für die Ausgabe 2022 vorgesehene Summe. Diese Summe beträgt 80 000 € (ca. 83 000 USD), die sie nach eigenem Ermessen ausgeben können und die entsprechend ihrer von der unabhängigen Jury festgelegten Platzierung aufgeteilt werden. Sie gewinnen jeweils 50 000 €, 20 000 € und 10 000 €.

Ilann Vogt (Frankreich), 1. Laureat des Luxembourg Art Prize 2022.

▸ Ilann Vogt wurde 1986 in Quimper, Frankreich, geboren. Im Jahr 2022 ist er 36 Jahre alt. Er lebt und arbeitet in Cancale in Frankreich.

Die Künstler, die ihn inspirieren, sind Anselm Kiefer, Roman Opałka, Anni Albers, El Anatsui, Penelope von Ithaka und J L Borges.

Er gewinnt den ersten Preis in Höhe von 50 000 €, die Glückwünsche des Museums und der Jurymitglieder. Es steht ihm frei, das Geld nach eigenem Ermessen zu verwenden.

„Tag für Tag sammele ich in Streifen zerschnittene Texte, um ein Webmotiv aus Papier aller Größen anzufertigen, je nach der Länge des gewebten Werks. Von der Ewigkeit von Arthur Rimbaud, über Homers Odyssee oder die Metamorphose von Franz Kafka bis zu Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust decken meine Kompositionen die Geschichte der Weltliteratur ab, um eine ideale und humanistische Weltbibliothek zu schaffen, wo der Text mit dem Bild zu tun haben muss. In einer kunsthandwerklichen, beinahe klösterlichen Arbeit konfrontiere ich mich in der Einsamkeit meiner Werkstatt mit den Büchern, um daraus ein Gemälde aus Zeichen zu schaffen, die abstrakt geworden sind und dennoch direkte Zugänglichkeit bieten.

Von dem Mythos von Penelope, den Moiren und der Dogon-Kosmogonie geprägt, arbeite ich per Hand, Faden um Faden, an der Entstehung einer Textur, einer Materie, die Erzählung, Zeit und Ansicht in einem ist, in dem Bewusstsein, dass die Arbeit eines Kunstwerks vor allem die Arbeit eines Lebens ist, und dass ich so viele Werke kreieren könnte, wie es Bücher gibt und dabei unermüdlich die Wege der Vorstellungskraft vervielfältigen könnte.“

Ausgewähltes Werk:
« Adresse au récit » (Lobrede an die Erzählung), 2021. Ausgeschnittenes und gewebtes Papier, 650 x 950 cm (256 x 374 in.)

Beschreibung:
"Ich nehme auf dem präsentierten Kunstwerk nicht mehr nur den gesamten Text und breche somit mit der Einheit „ein Text, ein Werk“. Ich verwende nur Textauszüge in allen möglichen Sprachen und kreuze sie miteinander, verbinde sie, um eine Webart zu erhalten, die aktuelle und vergangene Zivilisationen widerspiegelt. Mit diesem monumentalen Werk erreiche ich quasi die Ausmaße des Gemäldes « Les Noces de Cana » („Die Hochzeit zu Kana“) von Paolo Veronese, das er 1563 malte und das im Louvre-Museum in Paris ausgestellt ist."

Sema Maskili (Türkei), 2. Laureatin des Luxembourg Art Prize 2022.

▸ Sema Maskili wurde 1980 in Edirne in der Türkei geboren. Im Jahr 2022 ist sie 42 Jahre alt. Sie lebt und arbeitet in İstanbul in der Türkei.

Die Künstler, die sie inspirieren, sind Francis Bacon, Lucian Freud, Max Ernst und Michelangelo Buonarroti.

Sie gewinnt den zweiten Preis in Höhe von 20 000 €, die Glückwünsche des Museums und der Jurymitglieder. Es steht ihr frei, das Geld nach eigenem Ermessen zu verwenden.

„Meine Werke beziehen sich auf das Konzept der barbarischen, primitiven menschlichen Natur. Es gibt einen aggressiven Trieb, der immer noch im Inneren des Menschen existiert, obwohl er zivilisiert ist.

Wenn ich einen Menschen male, konzentriere ich mich auf die Gewalt, die in ihm schlummert und kreiere Kompositionen, die Körper vereinen, die sich gegenseitig auf animalische Weise verletzen, ineinander verschlungene anatomische Strukturen und zerquetschte und deformierte Körperteile.

Ich behandele das menschliche Wesen als eine Einheit, die zwischen ihren ethischen Werten und tierischen Instinkten eingesperrt ist und ich hinterfrage die Komplexität der menschlichen Natur.

In einigen meiner Bilder möchte ich diese Körper als in eine unbekannte Welt geworfene Wesen zeigen. Ich positioniere sie an Orten, die ich als metaphysisch bezeichne. Parallel dazu versuche ich einen neuen Ansatz an den Raum zu bieten.

Im Jahr 2017 begann ich eine Reihe Malereien, die ich „Die Macht, Monster zu erzeugen“ genannt habe. Der Ausgangspunkt zu dieser Reihe basiert auf der Idee, dass eine Einheit keine zweite Einheit akzeptiert.

Indem ich dieses Thema darstellte, darüber nachdachte und las, bin ich zu einem bestimmten Zeitpunkt auf die Schriften von Nietzsche über den „Willen zur Macht“ gestoßen. Ich stelle mir stets viele Fragen über die Macht und stelle weiterhin Kunstwerke zu diesem Konzept her.“

Ausgewähltes Werk:
« Mob Psychology », 2022 (Psychologie der Masse, 2022). Ölgemälde auf Leinwand. 110 x 85 cm (43 x 34 in.)

Beschreibung:
« Ich habe mich auf diesem Bild auf unsere instinktiven Reaktionen konzentriert, die durch den Gruppeneffekt verstärkt werden, sowie auf das Phänomen der Gang-Mentalität, die über die ganze Menschheitsgeschichte hindurch existiert hat und immer noch vorhält und manchmal ungerechtfertigte Todesfälle in unterentwickelten Gemeinschaften verursacht.

Das Werk kritisiert die Unterdrückung der Minderheit durch die Mehrheit sowie sektenartige“ Ideen jeglicher Art. »

Evelyn Hellenschmidt (Deutschland & Spanien), 3. Laureatin des Luxembourg Art Prize 2022.

▹ Evelyn Hellenschmidt wurde 1962 in Eltville, Deutschland, geboren. Im Jahr 2022 ist sie 60 Jahre alt. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Madrid in Spanien.

Die Künstler, die sie inspirieren, sind Caspar David Friedrich, Rembrandt Harmenszoon van Rijn, Gaspar-Pieter Verbruggen El Viejo, Cristian Coclers und Willem Garbon.

Sie gewinnt den dritten Preis in Höhe von 10 000 €, die Glückwünsche des Museums und der Jurymitglieder. Es steht ihr frei, das Geld nach eigenem Ermessen zu verwenden.

„Meine ersten Kontakte mit der Bildhauerei hatte ich schon als Kind im Atelier meines Großvaters Emil Franke. Meine Ausbildung ist heterodox. Ich lernte auf der Straße. Sehr jung besuchte ich die Ateliers anderer Künstler, Keramiker und Bildhauer. Ein Jahr lang arbeitete ich in einer Schmiede und lernte in einer Gießerei in Madrid das Schweißen. Danach studierte ich an der Internationalen Schule für Fotografie und Film EFTI in Madrid. Im Jahr 2011 erhielt ich das Pollock-Krasner-Stipendium in den USA, als ich 49 Jahre alt war.

Meine Arbeit ist ein Diskurs der Intimität, der Akribie, des Egoismus und der Trance. Ich suche immer nach minimalen Strukturen, geometrischer Reinheit und der Leichtigkeit des Schemas. Ich erforsche die Zirkularität der Existenz, das Bedürfnis nach Vertrautem und verstehe, kurz gesagt, das Wiedersehen als eine einzigartige und wahre Form der Begegnung.“

Ausgewähltes Werk:
„Barcas de posibilidades o barcas del hambre“, 2008 („Boote der Möglichkeiten oder Boote des Hungers“). Skulptur aus Messing, Kupfer und Bronze, geschweißt und patiniert. Variable Abmessungen.

Beschreibung:
„Dieses Werk ist eine Installation, die von der illegalen Einwanderung zwischen Marokko und Spanien inspiriert wurde. Der Titel bezieht sich auf die dramatische Situation von Menschen, die die Grenze zwischen zwei Ländern auf dem Seeweg überqueren müssen, um ein Leben ohne Hunger und Mangel zu erlangen. Manchmal verbringen sie Monate oder sogar Jahre damit, in einem Niemandsland unter unmenschlichen Bedingungen auf die Einreise in das gelobte Land zu warten. Nur wenigen gelingt es, und viele sterben bei dem Versuch oder werden in ihre Heimatorte abgeschoben.

Ich habe an der Küste von Cádiz in Südspanien gelebt, wo an schlechten Tagen Dutzende von schiffbrüchigen Booten zu den afrikanischen Schiffsfriedhöfen gebracht werden. Diese Installation spricht von den Wohlstandsmöglichkeiten der Menschen, je nachdem, wo sie geboren wurden.“

Die drei Gewinner des Luxembourg Art Prize 2021 sind...

Die 3 Gewinner der 7. Ausgabe des Luxembourg Art Prize sind Künstler aus Brasilien, Kanada und Litauen:

1. Preis: Celina Portella, Brasilien
2. Preis: Francis O'Shaughnessy, Kanada
3. Preis: Laisvydė Šalčiūtė, Litauen.

Die Gewinner teilen sich die Summe von 80.000 € (ca. US$ 100,000), die sie nach eigenem Ermessen ausgeben können und die entsprechend der von der unabhängigen Jury erstellten Rangliste aufgeteilt wird. Sie gewinnen jeweils 50.000 €, 20.000 € und 10.000 €.

Celina Portella (Brasilien), 1. Gewinnerin des Luxembourg Art Prize 2021

▸ Celina Portella wurde 1977 in Rio de Janeiro, Brasilien, geboren. Im Jahr 2021 ist sie 44 Jahre alt. Sie lebt und arbeitet in Rio de Janeiro.

Die Künstler, die sie inspirieren, sind Andrea Fraser, Erwin Wurm, Helena Almeida, Yvonne Rainer, Ana Linnemann, Lenora de Barros, Carmela Gross, Trisha Brown, Liliana Porter, Rebecca Horn, Fischli & Weiss, Robert Morris, Richard Sierra und Dennis-Oppenheim.

Sie gewinnt die Summe von 50.000 €, die dem 1. Preis entspricht, sowie die Glückwünsche des Museums und der Mitglieder der Jury. Es steht ihr frei, das Geld nach eigenem Ermessen zu verwenden.

„Ich interessiere mich besonders für die interdisziplinäre Forschung zu Bild, Bewegung und Körper. In meinen Recherchen werden Elemente aus Fotografie und Video auf verschiedenen Medien miteinander in Beziehung gesetzt. In den letzten Jahren habe ich mit Installationen gearbeitet, an Werken, die sich insbesondere durch eine Hinterfragung der Darstellung des Körpers und seiner Beziehung zum Raum auszeichnen. An der Schnittstelle mehrerer Genres, die gleichzeitig involviert sind, arbeite ich mit den Welten des Tanzes, der Performance, der Architektur, des Films und in jüngster Zeit auch der Bildhauerei.

Meine Arbeit hat eine tiefe Verbindung zur Welt der Choreografie, was auf meine berufliche Erfahrung mit dem Tanz als Tänzerin und Mitschöpferin zurückzuführen ist, aus der gerade mein Interesse an den Aktionen des Körpers und den Problemen seiner Darstellung resultiert.

Nach meinen ersten Videos habe ich eine umfassende Recherche über die Projektion des Körpers in Lebensgröße und die Überlagerung von Bildern entwickelt, wobei ich die architektonische Materialität in die Arbeit mit einbezog. Die Projektionen haben mich zu einer spezifischen Fragestellung über das Medium des Videos und des Bildes und zur Erforschung neuer Medien und Technologien geführt.

Daraufhin habe ich begonnen, eine Reihe von Werken zu schaffen, in denen der Körper im Bild erscheint, indem er mit den Grenzen seines Rahmens interagiert und die Welt der Gegenstände bzw. der Skulptur materiell in ein ursprünglich virtuelles Feld einbezieht. Indem ich eine Interaktion zwischen dem körperlichen Ausdruck und dem Medium darstelle, versuche ich, Fotografie und Video zu Strukturelementen des Werkes selbst zu machen, sodass Performance und Medium zusammenwirken und untrennbar miteinander verbunden werden.

Der Schwerpunkt meiner Arbeit läuft also auf die Grenze zwischen der virtuellen Realität und den körperlichen Aktionen zu, in einem Versuch, ihre Grenzen zu verwischen und die Realität mit der Welt der Fiktion zu verschmelzen. Mit der künstlichen Täuschung des Trompe-l'oeil und der radikalen Einbindung der Medien arbeite ich auf dem hintergründigen Terrain zwischen dem Materiellen und dem Immateriellen, zwischen der Objektivität der Welt und der Illusion.“

Ausgewähltes Werk:
„Corte/1“ (Schnitt/1), 2019, Zerschnittene Fotografie, 135x95 cm (53x37 in.)

Beschreibung:
„In dem Werk „Corte/1“ ist das Papier, auf dem die Fotografie gedruckt ist, physisch so zerschnitten, dass der tatsächliche Schnitt der im Bild dargestellten Handlung entspricht. Das Werk ist Teil einer Serie, in der ich die in den Bildern dargestellte Handlung in den Medien der Werke materialisiere, in Fotografie, Video und Leinwand. Mein Körper, der mit dem Bild selbst interagiert, schneidet das Papier, das das Bild materialisiert, verändert meine eigene Darstellung und schafft eine Verbindung zwischen Bild und Material.“

Francis O'Shaughnessy (Kanada), 2. Gewinner des Luxembourg Art Prize 2021

▸ Francis O'Shaughnessy wurde 1980 in Levis, Québec, Kanada geboren. Im Jahr 2021 ist er 41 Jahre alt. Er lebt in Montreal in der Provinz Québec in Kanada.

Die Künstler, die ihn inspirieren, sind Sally Mann, Alex Timmermans und Borut Peterlin.

Er gewinnt die Summe von 20.000 €, die dem 2. Preis entspricht, sowie die Glückwünsche des Museums und der Mitglieder der Jury. Es steht ihm frei, das Geld nach eigenem Ermessen zu verwenden.

„Aufgrund der COVID-19-Pandemie war es für mich schwierig, meine fotografischen Forschungen fortzusetzen, da ich keine Modelle für meine Studien empfangen konnte. Schließlich kam mir die Idee, eine Balgenkamera vor einem Computer zu installieren, um unveröffentlichte digitale Darstellungen auf eine Kollodium-Nassplatte zu übertragen. Ich wollte einen neuen Blick auf frühere Produktionen werfen, sie „rekontextualisieren“, meine Favoriten neu interpretieren. Das Ergebnis erwies sich als so interessant, dass ich eine Serie angefertigt habe. Auf diese Weise habe ich antike Verfahren mit der Technologie von heute kombiniert.

Im Gegensatz zur digitalen Fotografie ist die Kollodium-Nassplatten-Technik ein uraltes Verfahren, auf dem der Ursprung der Fotografie beruht (1851). Kurz gesagt handelt es sich um eine Technik, bei der ich einen gelblichen Sirup, also ein feuchtes Kollodium, herstelle und auf eine Aluminiumplatte streiche. Anschließend führe ich die Platte in eine Balgenkamera ein, um eine Aufnahme zu machen. Mit verschiedenen chemischen Komponenten entwickele ich die Platte zunächst als Negativ und dann als Positiv. Ich lackiere die Aluminiummatrize, damit ich meinen Abzug ein Jahrhundert lang unversehrt aufbewahren kann. Schließlich digitalisiere ich meine Platte, um großformatige Abzüge auf Papier anzufertigen.

Ausgehend von diesem traditionellen Medium hinterfrage ich die Materialität des Bildes, indem ich Fehler, Versehen, Unvollkommenheiten und die Qualität von Unschärfen hervorhebe. Es ist das vollständig manuelle Know-how, das mich interessiert. Ich möchte mich mit einer Kunst befassen, die die Sinne anregt. Mit anderen Worten: Ich setze auf den Menschen zugunsten der Immaterialität und der Maschine (Postproduktion vor meinem Computer). Das ist eine umgekehrte Entwicklung im Vergleich zur Masse, denn meine Dunkelkammer ist meine Bearbeitungssoftware. Mir gefällt der Gedanke, an der antiken künstlerischen Avantgarde teilzunehmen, einer Bewegung, die zeitgenössische Fotografen in Szene setzt, die sich den aktuellen technologischen Methoden und Verfahren widersetzen.

In der Praxis des Kollodiums gibt es keinen entscheidenden Moment, sondern nur Zeit. Es ist ein Schalten in den „Slow Photography“-Gang, denn ich zeichne eher Zeitdauern als Augenblicke auf. Die Schrift der Zeit ist sichtbar: das Kollodium, das auf die Platte gelaufen ist oder auch mit der Dauer getrocknet ist. Slow Photography bedeutet, mit der Langsamkeit des Prozesses zu arbeiten, einer Geschwindigkeit, die in einer Zeit, in der alles schnelllebig ist, geschätzt wird.“

Ausgewähltes Werk:
„Plaque 58“, 2020 - Nasses Kollodium

Beschreibung:
„Seit 2021 versuche ich, mehr Unfälle bildlicher Natur zu provozieren; das ist mein neuer Weg in der Forschung und Kreation. Ich habe über 160 (gelungene und misslungene) Kollodium-Nassplatten angefertigt, um zu verstehen, wie ich formale Texturen in meiner Arbeit aufwerten kann. Diese formalen Texturen ähneln stellenweise der Malerei, während sie sich teilweise von der Beschreibung der Realität entfernen. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie suche ich in dieser Studie nicht nach einer Rückkehr zum (Neo-)Piktorialismus, sondern nach einer Idee der zeitgenössischen Malerei durch eine Fotografie, die diese nicht kopiert. Um zersplitterte Bilder zu erhalten, hebe ich Produktionen hervor, die den Wahnsinn und die Versehen des Autors fördern, um dem Betrachter eine starke visuelle Signatur zu hinterlassen.“

Laisvydė Šalčiūtė (Litauen), 3. Gewinnerin des Luxembourg Art Prize 2021

▸ Laisvydė Šalčiūtė wurde 1964 in Litauen geboren. Im Jahr 2021 ist sie 57 Jahre alt.

Die Künstler, die sie inspirieren, sind Barbara Kruger, Grayson Perry, John Baldessari, Louise Bourgeois, Neo Rauch, Marcel Dzama und Hernan Bas.

Sie gewinnt die Summe von 10.000 €, die dem 3. Preis entspricht, sowie die Glückwünsche des Museums und der Mitglieder der Jury. Es steht ihr frei, das Geld nach eigenem Ermessen zu verwenden.

„Die für den Luxembourg Art Prize vorgelegten Werke gehören zur Serie „Melusine's Paradise“. Es handelt sich um ein visuelles Märchen für Erwachsene, das sowohl provokant als auch amüsant ist und sich an den Bayes’schen Statistiken orientiert. Diese basieren auf einem Wahrscheinlichkeitstheorem, das die Wahrscheinlichkeit bestimmt, dass nur ein Teil der Information bekannt ist, wenn man eine Situation beobachtet. Eine „Anti-Spam“-Software wurde auf der Grundlage des Bayes'schen Theorems erstellt.

Nur wenige würden die Tatsache bestreiten, dass das PARADIES der glücklichste und umweltfreundlichste Ort ist, den man finden kann, und dass „Spam“ nur ein Abfallprodukt ist, das zur heutigen „Informationsverschmutzung“ beiträgt. Spam ist nicht umweltfreundlich. In unserem Alltag sind wir ständig von digitalen Informationen und Bildern umgeben, die uns „Geschichten erzählen“, Ideen in Visualisierungen umwandeln, Verwirrung stiften und Informationen endlos verflüssigen, während sie in reißerische Inhalte übergehen. Ich empfinde diese visuelle und informationelle Flut als unökologisch und versuche, mich ihr zu widersetzen. Deshalb habe ich eine Art „eco-friendly“ kreative Methode entwickelt: Ich sammle wahllos Bilder, die mich interessieren, und Texte aus dem Internet, recycle sie, wie man es mit Plastikflaschen tun würde, und schreibe sie um, indem ich ihren Kontext und ihre Bedeutung nach dem Prinzip des Paradoxes verändere. Anschließend verwende ich sie erneut für ein neues Werk, um ein visuelles Märchen für Erwachsene zu schaffen, das unsere Realität so präsentiert, wie sie durch die Darstellung konstruiert ist. Märchen und Geschichten sind ein Medium an sich. Seit Anbeginn der Zeit bringt die Menschheit ihre spirituellen und konkreten Erlebnisse in Märchen zum Ausdruck, die eine wahre Universalsprache sind. Dies ist auch das Ergebnis, das ich mit meinem Werk erreichen möchte. Melusine, meine fiktive Antiheldin, ist in meinem Werk überwiegend präsent. Sie äußert sich auf ironische und metaphorische Weise über die Beziehungen, den Status und den sozialen Anti-Status unseres heutigen Lebens, von dem auch sie abhängt, aber auch über die theatralischen Mystifikationen unserer Konsumgesellschaft und die tragikomische Idiotie, die daraus hervorgeht, motiviert durch die Suche nach dem höchsten aller Werte unserer Konsumgesellschaft: einem „glücklichen Leben“.“

Ausgewähltes Werk:
„The Rape of Europe“, 2019 („Die Vergewaltigung der Europa“), Holzschnitt, Öl und Acryl auf Leinwand, 159 x 159 cm (63 x 63 in.).

Beschreibung:
„Die Figur mit dem Heiligenschein und den erleuchteten Augen ist meine eigene Kreation. Sie ist von Melusine oder Melusina inspiriert, einer Figur aus der europäischen Mythologie und Folklore, die in allen meinen neueren Werken zu finden ist. Die Herstellungsmethode (die Technik) dieser Werke beginnt mit einem Holzschnitt, dessen Zeichnung anschließend mit Hilfe eines Löffels auf eine Leinwand übertragen wird, indem die Ölfarbe von Hand sorgfältig von der „Zeichnung“ auf die Leinwand gebürstet wird. Sobald die Leinwand getrocknet ist, vollende ich die Malerei von Hand. Dokumentar-Video der Methode: https://youtu.be/wC2iAaOGiVs
Ich habe diese Serie von Werken, die meine Figur Melusine einbeziehen, anlässlich meiner Einladung durch das Museum des Herzogspalasts von Mantua (Italien) für die Ausstellung „Coming Out“ mit dem italienischen Bildhauer Gehard Demetz im Jahr 2019 geschaffen. Meine Wahl des künstlerischen Mediums für die Ausstellung im Museum des Herzogspalastes ist nicht zufällig: Die Methode, die ich verwende, ist zeitaufwendig und erfordert viel Handarbeit und Geduld. Diese Wahl ist Teil eines Dialogs mit den Künstlern der im ursprünglichen Palast vorhandenen Werke und mit dem Bildhauer Gehard Demetz. Die Werke, die ich in Gedanken an diese Ausstellung geschaffen habe, befassen sich mit Emotionen. Sie sind (selbst-)ironisch. Man braucht einen Körper, um Emotionen zu empfinden. Deshalb habe ich meine Hände als Werkzeuge benutzt, um diese Werke zu schaffen, da sie eng mit meinem Gehirn verbunden sind, in dem die Emotionen sitzen. Ich habe das Holz von Hand geschnitzt, weil der Baum, von dem es stammt, ebenfalls einen Körper besitzt, der Emotionen empfinden kann. Dieser Baum hat eine Geschichte: Er wächst, er treibt Knospen, es passieren viele Dinge um ihn herum, und plötzlich fällt jemand den Baum. Ich erweitere seine Geschichte gewissermaßen, indem ich ihn graviere und dann neue Geschichten über die Emotionen moderner Menschen auf Leinwand male.“

Lionel Sabatté, Preisträger des Luxembourg Art Prize 2020

▸ Lionel Sabatté ist 1975 in Toulouse (Frankreich) geboren. Er lebt und arbeitet in Paris (Frankreich) und in Los Angeles (Kalifornien, USA).

Die Künstler, die ihn inspirieren: Alberto Giacometti, Pierre Soulages, Thomas Houseago und Paul Rebeyrolle.

Er gewinnt die Summe von 50.000€, die auf sein Konto überwiesen wird, und die Glückwünsche des Museums und der Jurymitglieder. Er kann das Geld ganz nach Belieben verwenden.

Im Mittelpunkt der Arbeit des Künstlers steht die Sphäre des Lebenden und die Verwandlungen der Materie im Laufe der Zeit. Seit mehreren Jahren hat er einen Prozess zur Gewinnung von Materialien ins Leben gerufen, die in sich die Spuren des Erlebten tragen: Staub, Asche, Kohle, tote Häute, Baumwurzeln… Diese Elemente werden auf unerwartete Weise kombiniert und die so kreierten Werke tragen in sich eine gewisse Zerbrechlichkeit und „beunruhigende Sonderbarkeit“ zugleich. Sie schaffen ein Hybrid-Bestiarium, in dem Kreaturen aus unermesslichen Tiefen Seite an Seite mit kleinen Vögeln von oxidierten Inseln, Bären, Wölfen, Emus, Eulen und Einhörnern leben …

Lionel Sabatté widmet sich zugleich der Malerei, der Zeichnung und der Bildhauerei und versucht, seine gesamten Werke in einer permanenten Vernetzung dialogieren zu lassen. Seine Erforschungen am Mineral, am Tier und generell an allem Organischen führen zu poetischen, sensiblen, verwirrenden Werken, die zu einer globalen Überlegung über unsere Bedingung und den Platz beitragen, den wir in unserer Umwelt einnehmen.

„Das aktivistische Recycling von Sabatté lässt sich nicht einfach in einer ökologischen und umwelttechnischen Sorge zusammenfassen. Wir können auf gut Glück von einem rettenden „Sprung“ sprechen. Dieses Recycling wird vielleicht ein Zeugnis des Spiels der Besorgnisse um das Überleben des Lebenden darstellen, der Warterei auf einen Vorstoß in Richtung des nunmehr erhofften Entkommens einer gnadenlosen, unformulierbaren Bedingung mit den schlicht „humanistischen“ Worten der Nachkriegszeit. Das Sammeln von „Staubschafen“ in der Metrostation von Châtelet in Paris, das Wiederzusammenkleben toter Häute bei der Fußpflege, um diese auf Alteisen, Holz, Zement, tote Bäume zu propfen, erinnert an die Arbeit der Lumpensammler von früher sowie an die Aktivität der Kinder und Frauen, die in den Haufen und Müllbergen der wilden Deponien in Afrika und Asien nach etwas Essbarem, Tauschbarem oder Verkaufbarem zum Überleben suchen. Der Lumpensammler, der von Baudelaire erwähnt wird, diese „Figur, die am besten die menschliche Misere darstellt“, ist – laut Benjamin – diejenige, die alles sammelt: alte Papiere, Korken, Knochen, Kartonschnipsel, Nägel, kaputtes Glas, tote Katzen und Hunde, die auf die Straße geworfen wurden: Mit einem Wort, alles, was verkauft werden kann.“ In den Haufen von Müll, Abfällen, Rückständen, Ramsch erkannte Victor Hugo: „die blühende Wiese“, das grüne Gras, das Leben. Die Werke von Sabatté ziehen alle Register und lassen als Echo dieses Zitat von Benjamin erklingen, der den Schriftsteller Siegfried Kracauer mit dieser Figur des Lumpenproletariats vergleicht: Ein Lumpensammler am Morgen – bei der Dämmerung der Revolution.“ Genauso sollte dieses Navigationsspiel zwischen Natur und Kultur betrachtet werden, das aus allen Überlegungen über dieses zentrale Thema der westlichen Ideologie ausschert.“ — Bernard Ceysson, 2019.

Ausgewähltes Werk:
„Rotes Glück unter der Haut“, 2019 - Öl auf Leinwand. 130x130cm (51 x 51 Zoll)

Beschreibung:
„Meine mit Öl- und Acrylfarben gemalten Bilder öffnen den Dialog mit den anderen Medien, in denen mein plastisches Universum seine ganze Fülle ausbreitet. Ich bediene mich der Farben, die miteinander verschmelzen, und lasse der wässrigen Dimension eine primordiale Bedeutung zukommen, die dem Werk sein organisches, mineralisches Aussehen verleiht. Von lebhaften und kontrastreichen Tupfen ausgehend, erzeuge ich einen Widerhall auf die Spuren der Zeit mit den endlosen natürlichen Veränderungen und der Bewegung, die jeder Lebensform inhärent ist. Es können zwar Motive aus diesen mystischen Malereien hervortreten, die einer Ästhetik des Chaos nahekommen (in der griechischen Mythologie ist das „Chaos“ eine primordiale Einheit, aus der das Universum entsteht), aber es wird dem Betrachter freie Vorstellungskraft gelassen, um in jedem Gemälde eine Qualle, ein Auge, einen Vogel, eine vom Himmel betrachtete Landschaft oder auch den Himmel selbst erkennen zu können.“

Jenny Ymker
Preisträgerin des Luxembourg Art Prize 2019

▸ Jenny Ymker wurde 1969 in den Niederlanden geboren. Sie lebt in Tilburg in den Niederlanden.

Die Künstler, die sie inspirieren, sind Cindy Sherman, Francesca Woodman, Grayson Perry und Louise Bourgeois.

Dies war ihre dritte Teilnahme am Luxembourg Art Prize.

Sie gewinnt die Summe von 50.000€, die auf ihr Konto überwiesen wird, und die Glückwünsche des Museums und der Jurymitglieder. Sie kann das Geld ganz nach Belieben verwenden.

„Die Welt der Fantasie kann wirklicher erscheinen als die Wirklichkeit selbst“

Seit 2013 fertige ich Fotos in Form von Bildteppichen nach Art der Gobelins. Ursprünglich konnte der Begriff „Gobelin“ nur für Wandteppiche verwendet werden, die in der Gobelin-Manufaktur in Paris hergestellt wurden. Heutzutage verwendet man ihn auch allgemein für Bildwirkereien. Ich verwende den Begriff Gobelin, weil mir der Klang des Wortes gefällt und vor allem wegen seiner geschichtlichen Bedeutung.

Ursprünglich dienten Gobelins zur Dämmung der kalten Mauern in Burgen. Sehr früh trat jedoch die dekorative Funktion dieser Wandteppiche in den Vordergrund. Üblicherweise erzählen Gobelins Geschichten. Ich verwende die moderne Form dieser althergebrachten Wirktechnik, um Erzählungen aus heutiger Zeit darzustellen.

In meiner Arbeit beschreibe ich Situationen, um bei den Betrachtern Geschichten in Erinnerung zu rufen. Ich versuche immer, nicht zu wörtlich zu sein, damit die Betrachter Raum haben, um ihre eigenen Geschichten zu entdecken. Ich halte das Wachrufen von Geschichten für wichtig, weil ich glaube, dass unsere Fähigkeit, sie zu erzählen, ein unentbehrlicher Teil unseres Wesens ist. Ich habe lange im Gesundheitsbereich gearbeitet. Dort verstand ich, dass ein Mensch, der nicht mehr in der Lage wäre, über ein selbst unbedeutendes Ereignis zu sprechen, allmählich das Gefühl verlieren würde, etwas zu bedeuten, zu „zählen“.

Wenn ich eine Idee für ein neues Werk habe, versuche ich, einen geeigneten Ort zu finden, aber auch die passende Kleidung, Schuhe und Accessoires. An Ort und Stelle inszeniere ich die ganze Situation, dann mache ich Fotos mit einem Selbstauslöser oder einem Helfer. Eines der Hauptthemen meines Werks ist Entfremdung. Ich wähle sorgfältig Kleider, Taschen und Schuhe aus der Vergangenheit aus. Damit möchte ich das Gefühl der Entfremdung von der Umwelt verstärken. Diese Logik steht auch hinter meiner Entscheidung zu weben, statt zu drucken.

Meine Arbeiten sind in gewisser Weise persönliche Performances, die ich in Fotos verewige. In allen meinen Werken bin ich selbst das Modell. Das ist natürlich praktisch, weil ich immer verfügbar bin. Aber für mich ist es auch ein wesentlicher Teil des schöpferischen Vorgangs: eine bestimmte „Welt“ schaffen und in einem konkreten Augenblick ein Teil davon sein, um diese Situation einen Moment lang zu erleben.

Wenn ich ein gutes Foto erziele, wandle ich es in ein Wirkmuster um. Zusammen mit dem Teppichwirker wähle ich die passenden Farben der Woll- und Baumwollfäden aus. Dann werden einige Proben gewirkt. Ausgehend von diesen Proben kann ich noch Änderungen und Anpassungen vornehmen, danach wird der endgültige Gobelin gefertigt. Je nach Bild lege ich fest, ob der Gobelin in Farbe oder in Schwarzweiß gewirkt werden soll. Auf einigen Gobelins besticke ich dann Teile des Bildes, um bestimmte Elemente hervorzuheben und das Thema des Werks zu unterstreichen.

Ich liebe die Gobelin-Wirktechnik und das Sticken, weil mir das Labyrinth der bunten Fäden gefällt, die zusammen ein Bild ergeben. Ich nutze den Charme des Materials, damit die Betrachter sich nähern, bis sie wahrnehmen, dass das, was ich darstelle, nicht immer so schön ist.

Ausgewähltes Werk:
„Vervlogen (Bygone)“, 2018, Dekorative Kunst, Gobelin (Gewirkter Bildteppich, Wolle und Baumwolle), 193x291 cm

Beschreibung:
„Dieser Wandteppich spricht vom Loslassen.“

Ludovic Thiriez
Preisträger des Luxembourg Art Prize 2018

▸ Ludovic Thiriez wurde 1984 in Frankreich geboren. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Ungarn.

Künstler, die ihn inspirieren sind: Adrian Ghenie, Albert Oehlen, Cecily Brown, Gerhard Richter, Marlene Dumas, Maurizio Cattelan, Michaël Borremans, Neo Rauch und Peter Doig.

Es war das erste Mal, das er an dem Luxembourg Art Prize teilgenommen hat.

Er gewinnt die Summe von 25.000€, die auf sein Konto überwiesen wird, und die Glückwünsche des Museums und der Jurymitglieder. Er kann das Geld ganz nach Belieben verwenden.

Sein künstlerischer Ansatz:

Das Leben ist eine Ansammlung von Erfahrungen und Gefühlen. Von dieser Idee ausgehend, habe ich einen Entstehungsprozess in meiner Malerei gefunden. Die Idee ist, verschiedene Elemente und Stile übereinander zu legen, um so ein neues Gleichgewicht zu finden. Ich verbrachte meine Jugend damit zu träumen. Meine Eltern sagten immer, dass ich den Kopf in den Wolken hätte. Heute schöpfe ich, mit einer gewissen Zurückhaltung, aus den Vorstellungen und den Märchen meiner Kindheit. Meine Inspirationen kommen oft von alten Fotos oder meinen ganz eigenen Bildern. Oft finden sich Stickereien und Tiere in meinen Gemälden. Die Stickereien beziehen sich auf die Weitergabe von Wissen zwischen den Generationen. In Ungarn, wo ich ansässig bin, hatte jede Region ihre eigenen Motive und Stile. Die Qualität der Stickereien in einem Hause standen für die Qualitäten und das Können der Frau. Dieses Können gab die Mutter an die Tochter weiter.

Die Tiere sind Teil der Phantasie der Kinder und sehr präsent in Märchen. Ich nutze sie wie ein Symbol der Narration für meine eigenen Geschichten, sie werden manchmal zu ganz eigenen Persönlichkeiten.

Die Kindheit ist ein großartiger Spiegel der Menschheit, in welchem man Sanftheit, Verspieltheit, Gewalt, Zärtlichkeit, Laster, Fragen, Liebe usw. findet. Ein Rohling, den die Zeit formen wird. Das Kind erlangt langsam, mit viel Reinheit und Naivität, das Bewusstsein über sein Dasein als Menschen. Es ist dieser Moment, den ich in meiner Arbeit und meiner Forschung zu erfassen versuche. Ich beobachte diesen Übergang, wähle meine Momente, verschiebe meine Motive, um so ein Gefühl herauszuleiten. Michaël Borremans, ein zeitgenössischer Maler, den ich sehr verehre, sagte zu einer seiner Ausstellungen: „Je weniger ein Gemälde an Erklärung bedarf, desto besser ist es.“ Wenn ich verschiedene Elemente auf einer Leinwand „installiere“, versuche ich diese Idee immer im Kopf zu behalten. Es ist gleichzeitig sehr schwierig und spannend zu komponieren, zu wissen, wann die Geschichte aufhört oder weiter geht. Manchmal füllen sich meine Leinwände wie von selbst, manchmal bleiben sie sehr fein, was die Gefühle betrifft, die von ihnen Stück für Stück freigesetzt werden, wenn ich male.

Ausgewähltes Werk:
„Le garçon du voisinage“ („Der Junge aus der Nachbarschaft“), Acryl, Tinte, Öl auf Leinwand, 140 x 170 cm

Beschreibung:
Zu sehen ist eine Gruppe von lächelnden Kindern, die spaß haben und lachen. Außerdem ist da der Junge, der in einem abstrakteren Stil dargestellt wurde: „Der Nachbar“, er scheint mehr auf der Hut zu sein und wirkt weniger sicher. Ein anderes Kind zeigt mit dem Finger auf etwas, das sich außerhalb des Gemäldes befindet, etwas, das vielleicht auch die Vögel verschreckt hat. Dann ist da noch eine gelbe Linie, eine Zeichnung, ein temporäres geometrisches Konstrukt, das sich in der Mitte des Sumpfes auftut wie in einem Traum, der entweicht und zu etwas anderem wird.

Jarik Jongman
Preisträger des Luxembourg Art Prize 2017

▸ Jarik Jongman ist 1962 in Amsterdam in den Niederlanden geboren. Er lebt und arbeitet in Amsterdam. Die Künstler, die ihn inspirieren, sind Adrian Ghenie, Anselm Kiefer und Peter Doig. Er arbeitet als Kellner.

2. Bewerbung beim Luxembourg Art Prize (2016, 2017)

Er gewinnt die Summe von 25.000€, die auf sein Konto überwiesen wird, und die Glückwünsche des Museums und der Jurymitglieder. Er kann das Geld ganz nach Belieben verwenden.

In seinen Werken begeisterte der Künstler im Laufe der vergangenen Jahre mit seiner Auffassung der Flüchtigkeit, der Ontologie, der Religion und der Geschichte. Viele seiner Werke beinhalten Formen der Architektur: Zimmer in Motels, Wartesäle und baufällige Gebäude, oft ohne Menschen, die häufig ein Gefühl der Nostalgie und des Nachdenkens erwecken und zweifellos etwas Zauberhaftes und Übernatürliches beinhalten.

In seiner letzten Arbeit, die speziell für den Luxembourg Art Prize entworfen worden ist, konzentriert er sich auf das, was er als wichtigste tragische Entwicklung unseres Zeitalters wahrnimmt. Wie für alle Paradigmenwechsel wurden auch hier die Grundlagen von mehreren Jahrzehnten gelegt, und wir entdecken all das, was sich nach und nach vor dem Hintergrund einer großen Verunsicherung entwickelt.

Der sozioökonomische Druck, die Einwanderung, die Flüchtlingskrise, der internationale Terrorismus und der Klimawandel zu einer weltweiten Beklemmung. Diese führt zu einem Gefühl von Angst und Kontrollverlust, das durch diese Probleme bedingt wird, und es entsteht eine postfaktische Gesellschaft, die niemand besser als Donald Trump, der Präsident der USA, verkörpert.

Der Künstler verwendet den Modernismus, oder genauer gesagt die modernistische Architektur, als Ausgangspunkt für die Idee, die besagt, dass er einen eher utopistischen Geist, der die idealen Visionen vor dem Leben und der Gesellschaft der Menschen schützt, sowie einen Glauben an den Fortschritt verkörpert. Der Modernismus wird stark belastet durch die Annäherung einer neuen architektonischen Form und einer sozialen Reform, die zu einer offeneren und transparenteren Gesellschaft führen, die an die menschliche Perfektion in einer Welt ohne Gott glaubt.

Der Machtgewinn von Josef Stalin hat die sowjetische Regierung dazu bewegt, den Modernismus zugunsten eines vorgetäuschten Elitismus zu verwerfen. Die deutsche nationalsozialistische Regierung hat den Modernismus als ebenso narzisstisch und absurd wie die „Juden“ und die „Neger“ bezeichnet. Die Nazis haben modernistische Gemälde neben Kunstwerken geistig Behinderter im Rahmen einer Ausstellung mit dem Titel „Entartete Kunst“ ausgestellt. Die Anklage des „Formalismus“ konnte zur Beendigung einer Karriere oder gar zu Schlimmerem führen. Aus diesem Grund sind zahlreiche Modernisten der Nachkriegsgeneration davon ausgegangen, dass sie die wichtigste Front gegen den Totalitarismus, den „Kanarienvogel im Kohlebergwerk“ bildeten.

Die Gemälde, die vom Künstler im Rahmen des Luxembourg Art Prize vorgestellt werden, greifen diese Ideen auf. Das Ziel besteht darin, das Gefühl einer bevorstehenden Bedrohung, bei der das Feuer eine wichtige Rolle spielt, zu übermitteln. Das Feuer ist ein altes Symbol für die Verwandlung und eine metaphysische Konstante in der Welt.

Diese Gebäude und diese Villen, deren Bedeutung ausgedehnt wurde, sind nicht mehr bloß Funktionsgebäude, sondern werden zu Ikonen und Symbolen. Er beschreibt sie als feine, transzendentale, begehrte und durch undurchdringliche und bedrohliche Kräfte bedrohte Strukturen.

Das Gefühl der Bedrohung ist greifbar. Undurchdringliche und bedrohende Strukturen überwältigen dieses Symbol der Modernität und Erleuchtung.

"It’s Gonna be Great, it’s Gonna be Fantastic" - 2017 - Öl auf Platten - 180 x 244 cm

John Haverty
Preisträger des Luxembourg Art Prize 2016

▸ John Haverty wurde 1986 in Boston in den USA geboren. Er ist amerikanischer Staatsbürger und lebt in Massachusetts, USA. Die Künstler, die ihn inspirieren, sind Dieric Bouts, Hieronymus Bosch sowie Salvador Dalí. Er arbeitet für eine Fluggesellschaft.

Er gewinnt die Summe von 25.000€, die auf sein Konto überwiesen wird, und die Glückwünsche des Museums und der Jurymitglieder. Er kann das Geld ganz nach Belieben verwenden.

Nah am Schamanismus angesiedelt, trägt die Malerei von John Haverty eine introspektive und ultra-sichtbare Kraft in sich. „Jedes Bild ist für mich eine persönliche Reise.“ Er ist den Retro-Fotoalben der 60er- und 80er-Jahre, der Skateboard-Kultur und der Hot Rod-Kultur verbunden. Der Künstler mischt seine Interessen mit seinen Reisen, „aber ich bevorzuge, dass jeder meine Kunst selbst betrachtet, seine Meinung entwickelt und seine eigenen Bilder um meine Werke herum entwickelt.“
Verrückt, fremd, feenhaft, schön, oder auch hässlich – alles ist relativ, was auch die Zeichnungen des Künstlers John Haverty bezeugen. „Wenn ich arbeite, verliere ich mich. Ich bin wie ein neugieriges Kind in einem psychedelischen Wunderland.“ Seine Stifte können somit Stunden an Details verbringen, an Linien, die ihn hypnotisieren. Jede Linie oder jeder Punkt ist wichtig für ihn und macht aus seiner Arbeit ein komplexes Werk. Aber selten ist die ihn führende Idee vollständig, „jeder Tag ist anders, es gibt immer Unbekanntes im kreativen Prozess. Wie jeder Tag anders ist, ist jede Stimmung auch anders.“ Betrachtet er später das fertige Werk, findet er Gefühle und Gedanken wieder, die ihn auf seiner Reise begleitet haben. „Ich habe Fotos, die meine Vergangenheit zeigen, wie sie wirklich war. Aber meine Bilder zeigen die Gefühle meiner Vergangenheit.“
So ist auch sein größtes Projekt entstanden, dieses Riesenbild, dass er 2013 begonnen hat: Gangrene. „Meine Kunst, wie ein Infekt, ist ein Gebilde, das organisch weiterwächst. Gangrene zeigt ein mehrdeutiges visuelles Gelage, das die Probleme der Gesellschaft ans Licht bringt…“.
Gangrene ist ein visuell gewaltvolles Bild, das das Auge stark fesselt. Die meisten Bilder, die diese Freske bilden, wurden in seinen Zwanzigern geschaffen, in einer irreführenden und für viele frustrierenden Zeit. Seine Bilder lassen viele Gefühle frei. Aber Johan Haverty sieht sich nicht als wütende Persönlichkeit. Die Gründe dieser Gewalt kommen aus anderen Quellen. „Als ich ein Jugendlicher war, schaute ich viele Horrorfilme. Die Gänsehaut, wenn man sich erschreckte, und die Liebe zu den klassischen Monstern, werden mit meinen Reisen vermischt, die mich stark beeinflussen. In Cape Cod ist mein Strandhaus eher düster, und manchmal fühle ich, dass ich von Geistern umgeben bin. Ich denke, dass all dies mich auf eine gewisse Art und Weise interessiert.“
Durch seine monumentale Arbeit zeigt der Maler Werke, in denen man versinken kann, in die der Zuschauer sich sowohl psychologisch als auch physisch einbringen kann. „Ich habe Mühe, Worte zu verwenden, um meinen Malerei zu beschreiben. Das Interesse ist für mich visuell. Mein Ziel ist das Einfangen der Aufmerksamkeit des Zuschauers, länger als nur für eine Sekunde.“

Circus“, 2015, Serie „Gangrene“, Feder und Aquarell auf Papier, 120 x 120 cm, Einzelstück

Albert Janzen
Preisträger des Luxembourg Art Prize 2015

▹ Albert Janzen ist 1989 in Sibirski in Russland geboren. Er ist 26 Jahre alt und lebt als deutscher Staatsbürger in Amsterdam in den Niederlanden. Die Künstler, die ihn inspirieren, sind Gerhard Richter, Cy Twombly, Zao Wou-Ki und Antonio Murado.

Er gewinnt die Summe von 10.000€, die auf sein Konto überwiesen wird, und die Glückwünsche des Museums und der Jurymitglieder. Er kann das Geld ganz nach Belieben verwenden.

Ich untersuche die grundlegenden Aspekte der Bilder, das heißt ihre Linie. Die Linien sind die intuitivsten Mittel zur Wahrnehmung und zum Verstehen unserer Umwelt. Jedes Erkennen visueller Strukturen hängt vom Erkennen der Linien ab. Diese Abhängigkeit ist auf die absolute Einfachheit der Linien zurückzuführen. Sie sind so einfach, dass nichts ohne sie entworfen werden kann. Alles kann mit Linien aufgebaut werden, aber nichts baut die Linien auf. Die einzige Einheit unterhalb der Linie ist der Punkt. Dennoch sehe ich die Punkte, da sie wichtige Elemente meiner Zeichnungen sind, als ebenso wichtig an. Die extreme Einfachheit der Linie führt zu einer Art unabhängigen Ästhetik. Sie stellt keine Idee dar, da sie aus nichts anderem besteht als aus sich selbst. Um ihre ästhetische Macht zu entfalten, braucht die Linie ihr eigenes Bezugssystem. Ich zeichne die Linien nicht, um etwas aufzubauen, sondern einfach nur, um Linien zu zeichnen. Die Formen und Motive, die in meinen Zeichnungen erscheinen, sollen einzig und allein die Bewegungen der Linien zeigen. Derjenige, der meine Linien betrachtet, wird mit einer unabhängigen Einheit konfrontiert.

Albert Janzen

Ohne Titel, 2015. Fünf schwarze Filzstifte auf einer weißen Tafel (vergängliches Werk, das vor seiner Zerstörung fotografiert wurde). Druck auf Forex. Einzelstück. Ausgabe 1/1. 150 x 200 cm